Erziehung eines Eurasiers

Trennungsangst

Auszug aus dem Vortrag von Dr. med. vet. Richard Bey anlässlich der KZG-Züchterversammlung 2012, Kirchheim

Trennungsangst ist eigentlich eine ganz normale Verhaltensweise beim Hund.
Der Hund ist ein Meutetier und ist nun mal nicht gerne alleine.

Welche Risikofaktoren gibt es?

  • Tierheimhunde
  • Fehlverknüpfung im Hause
  • Alleine bleiben nicht geübt
  • Sog. Hyperattachment (übersteigerte Anhänglichkeit)
  • Importhunde?

Bei manchen Hunden schaukelt sich die Situation wohl so auf, dass sie in Panik fallen, wenn Besitzer weg gehen oder nicht da sind. Diese Panik kann sich durch Urinieren, Heulen, ständiges Bellen und Zerstören von Gegenständen äußern. Eine ausführliche Diagnosestellung ist besonders wichtig.

Trennungsangst

Isolationsstress

... ist keine echte Trennungsangst. Der Hund bleibt auch bei anderen Personen, manchmal sogar bei anderen Hunden.

Nächtliche Trennungsangst

... oft wird Schmerz als Ursache diagnostiziert.

Lösungsansätze

Die erste und wichtigste Maßnahme im Hause ist es, zu verhindern, dass der Hund einem auf Schritt und Tritt nachläuft. Hunde, denen man dies erlaubt, können einfach nicht alleine sein. Hunde mit Trennungsangst verfolgen ihre Besitzer oft im Hause.

Folgenden Übungen schaffen meist Abhilfe: Man fängt damit an, den Hund in einem Zimmer auf einen Platz zu legen, auf dem er gerne liegt, ideal wäre sein Körbchen oder eine Decke. Bleibt er liegen, bekommt er eine Belohnung, die er nirgends anderswo bekommt, z.B. kleine Käsewürfel oder Schinkenwurst. Er wird nur beachtet und gelobt, wenn er auf diesem Platz liegt, sowohl mit Worten als auch mit Leckerchen. Wenn er sich irgendwo anders hinlegt, wird er mit ruhigem, kurzem Befehl auf den Platz gebracht. Es kann manchmal nötig sein, für den Hund aber durchaus eine Beruhigung darstellen, wenn er für kurze Zeit an seinem Platz angeleint wird. Wenn der Hund in dem Raum, in dem man mit ihm übt, auf seinem Platz liegen bleibt, macht man die Türe auf, bleibt aber noch im Raume und geht hin und her. Beim nächsten Schritt geht man mal ganz kurz aus der offenen Tür, bleibt aber immer noch für ihn sichtbar. Folgt er, geht man wieder ruhig mit ihm zu seinem Platz und lässt ihn dort wieder Platz machen. Evtl. muss man dann wieder zurück zu der Übung, bei der er am Tag zuvor auf seinem Platz geblieben ist. Bleibt er auf seinem Platz liegen, während Du Dich von einem Zimmer ins andere bewegen, wird mal für ganz kurze Zeit die Türe geschlossen, aber sofort wieder auf gemacht und man geht wieder in den Raum hinein. In manchen Fällen bewährt sich ein Kindergitter, das in die Tür gemacht wird.

Sicherheitssignal

Am Anfang der Übungen lassen wird immer an der gleichen Stelle ein Regenschirm aufgespannt.
Wir nennen das Ignorieren auf Signal. Der Hund wird in dieser kurzen Zeit ignoriert. Der Schirm wird danach weggeschlossen.
Der Vorteil bei mehreren Personen im Haushalt ist, dass alle wissen, dass der Hund gerade ignoriert wird.

Verabschieden sollte man sich nicht mehr von seinem Hund, bevor man geht. Streicheln sollte man seinen Hund auch nicht mehr vor der Trennung. Meist erhöht man den Trennungsschmerz durch solche Rituale. Es hat sich bewährt, wenn man ihn eine halbe Stunde vor dem Weggehen schon ignoriert.

Ignorieren bedeutet, den Hund ...
  • nicht angucken
  • nicht ansprechen
  • nicht anfassen

Auch bei der Rückkehr soll man keine große Begrüßungszeremonie veranstalten, sondern kurz und knapp sagen: 'Hallo, da bin ich.' Dann lässt man den Hund zu sich kommen, ihn sitzen und belohnt ihn dann. Wenn man die stürmische Begrüßung mit macht, gibt man ihm evtl. Argumente dafür, wie schrecklich die Trennung war.

Rituale

Sogenannte Rituale wie Schuhe anziehen, Schlüssel klimpern, Tasche packen, sollten nicht unmittelbar vor der Trennung geschehen. Für den Hund, der uns ja beobachtet, bedeutet es, dass man jetzt geht. Also zieht man die Schuhe eine Stunde vorher an. Mantel und Tasche kann man vielleicht schon abends vorher ins Auto oder in den Flur tun.

Man sollte nicht zum Hund zurückkehren, während er jault oder junkt. Es belohnt ihn für sein Verhalten. Muss man zurück, weil man was vergessen hat, sollte er ignoriert werden. Das wegfahrende Auto kann ihm viel ausmachen, weil es Trennung ja endgültig macht. Wenn er es hören kann, sollte man es ein paar Tage ein bisschen weiter weg parken. Das Auto, dass der Hund wegfahren sieht, ist oft der Hauptgrund für einen Rückfall.

Vielleicht sollte man sich, wenn das geht, irgendwo anders eine Möglichkeit schaffen, das Haus oder die Wohnung zu verlassen. Bewährt hat es sich, auf die Türe, durch die man weg geht, von außen einen Knopf machen, damit man nicht immer den Schlüssel drehen muss. Dies ist bei manchen Hunden das Signal dafür, dass man jetzt geht.

Nachbarn oder Angestellte sollten den Hund nicht durch die verschlossene Türe ansprechen, wenn er junkt oder an der Türe kratzt. Meistens geschieht das ja in einem ruhigen Ton, weil man den Hund trösten will. Dieser Ton kann ihn in seinem Verhalten bestärken. Der Text ist ja nun mal nicht verständlich, der Ton aber oft so angenehm, dass er es als Aufforderung ansieht, lauter zu jaulen.

Man sollte dem Hund keine getragenen Anziehsachen hinterlassen, wenn man geht. Dies erinnert ihn an uns und macht ihn eher unselbständig. Alles Spielzeug und Kauknochen u.ä. legt man weg. Man kann eine Suppentasse auf glatten Boden legen, darunter legt man kleine Schinkenwurststückchen. Wenn man Glück hat, schiebt der Hund die Tasse längere Zeit durch das Zimmer und ist beschäftigt.

Besitzergeruch

Wenn getragene Klamotten ins Körbchen kommen, auch dann wenn man in der Wohnung ist, damit der Hund kein Signal für das Weggehen bekommt.

Wenn der Hund nicht zunehmen soll, Trockenfutter zusammen mit einem Hotdog für die Nacht in einen Plastikbeutel. So kriegt das Normalfutter eine höhere Akzeptanz.

Mentale Beschäftigung

Es gibt auch spezielle Würfel, die man mit Hundebrekkies füllen kann und wo ab und zu eins raus fällt, wenn der Hund damit rum spielt.

Das D.A.P. Halsband könnte für die Trennungsangst, aber auch für die Kommunikation mit anderen Hunden etwas bringen, weil es dem Hund Ängste nehmen kann. Hunde kennen die Pheromone aus der Welpenzeit, wo sie an Mutters Gesäuge neben den Zitzen abgegeben werden.

Mit freundlicher Genehmigung von
Dr. med. vet. Richard Bey
Tierarzt und Tierverhaltenstherapeut